Kritik an Selbstverteidigungs- und Selbstbehauptungskursen

Tetje Velmede: psychologue social / consultant formateur

Die Frühförderung in der Gewaltprävention und insbesondere die Prävention Sexualisierter Gewalt an Kindern ist in den letzten zehn Jahren immer wieder eine persönliche Aufgabenstellung gewesen.
Ich habe mich ihr manchmal „gerne und kreativ“ und manchmal nur „ungerne und notwendigerweise“ gestellt. Vor allem habe ich niemals mit gutem Gewissen aufhören können, weil einerseits der Bedarf zu akut ist und andererseits weil einfach zu viele Leute immer wieder mitgeholfen haben. Vielen Dank für die moralische und praktische Unterstützung!

Tetje Velmede, Dipl. Psychologe (Université de Nantes)

Kritik an Selbstverteidigungs- und Selbstbehauptungskursen

Meine praktischen, pädagogischen Erfahrungen in der Präventions– und Förderarbeit und im Grundschulunterricht haben mich dazu motiviert, bestehende Praktiken der Gewaltprävention kritisch auf ihre kindgerechte Methodik und inhaltliches Verständnis zu hinterfragen.

Die angebotenen Selbstverteidigungs– und Selbstbehauptungsprogramme für Kinder reichen oftmals nicht aus, um Kinder zielsicher auf die Selbst- und Eigenständigkeit vorzubereiten, welche Kinder in einer solchen Situation sexuellen Missbrauchs benötigen.
Defending-Techniken helfen sicherlich in der körperlichen Verteidigung gegen andere Kinder, aber eben nicht in der selbstbewussten, psychischen Abwehr von sexuell motivierten Erwachsenen oder Jugendlichen.
Diese Anbieter von „Selbstverteidigungskursen“ oder „Selbstbehauptungskursen“ sind vom Konzept tatsächlich eher gefährlich für die Kinder, denn die Kinder entwickeln durch solche kurzfristigen Kurse ein falsches Bild vom Täter. Tatsächlich werden damit oftmals auf kontraproduktiv Art und Weise allgemeine Vorurteile und Stereotypen bedient, die sich auf eine irreale Vorstellung vom Straftäter beziehen.

Die Kinder erlernen in solchen Kursen nur die sinnlose körperliche Verteidigung und die hat schnell ihre Grenzen gefunden. Ganz konkret wird dem Kind in einem solchen Unterricht nur die Kraft des Größeren durch den Trainer vorgelebt und die Ohnmacht des Kleinen gegen den Großen.

Das Kind wird tatsächlich ohnmächtiger gegen den wahren Täter als vorher!
Das Kind und die Eltern werden von dem hauptsächlichen oder tatsächlichem Täterprofil abgelenkt.